Tierphysiotherapie reduziert Schmerzen, stellt die Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit wieder her und steigert damit die Lebensqualität Ihres Haustiers. Im Sinne der Prophylaxe lohnt sich die Tierphysiotherapie bei anfälligen Tieren oder zur Vorbeugung von rassespezifischen Erkrankungen des Bewegungsapparates.
Für Tiere gilt dasselbe wie für uns Menschen: Bewegung ist eine wichtige Säule der Gesundheit. Aus welchen Gründen auch immer die natürliche Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit Ihres Haustieres eingeschränkt ist – sei es altersbedingt, nach einer Operation, Verletzung oder durch eine neurologische oder andere Erkrankung – Tierphysiotherapie macht Ihren Liebling wieder fit!
Ein Tier kann uns nicht sagen, dass es Schmerzen hat, aber es sendet körperliche Signale aus
Inaktivität, Zurückweichen oder Zusammenzucken, Schon- und Schiefhaltungen, angespannte Körperhaltung, Lahmheit, Stolpern, Schwanken, Muskelschwäche … das sind die typischen Symptome, die darauf hinweisen, dass Ihr Tier Schmerzen hat und/oder die Funktion dessen Bewegungsapparates gestört ist. Nicht immer sind Funktionsstörungen schmerzhaft, können unbehandelt jedoch langfristig zu größeren Problemen führen. Bevor Tierphysiotherapie zum Einsatz kommt, sollte immer abgeklärt werden, ob schwerwiegende Verletzungen oder Erkrankungen vorliegen – ein Knochenbruch etwa muss in jedem Fall zunächst tierärztlich versorgt und behandelt werden. Im Anschluss an die medizinische Behandlung können tierphysiotherapeutische Maßnahmen und alternative Methoden dazu beitragen, dass die Genesung schneller voranschreitet und keine schwerwiegende Schäden zurückbleiben.
Vor Behandlungsbeginn führe ich grundsätzlich eine ausführliche Anamnese und Ursachenforschung auf Basis der diagnostischen Untersuchungen (allgemein, orthopädisch, neurologisch) durch. Dazu gehört auch die Einbeziehung bereits vorhandener Befunde wie Bilder oder Laborwerte. Darauf aufbauend wird ein individueller Therapieplan entwickelt, der Ihrem Tier langfristig helfen wird. Bei Bedarf oder auf Wunsch behandle ich gerne in Rücksprache mit Ihrem Tierarzt.
Tierphysiotherapie offenbart ein breites Spektrum an Behandlungen. Im Folgenden werden die Methoden vorgestellt, die in der Tierpraxis Bodensee angewendet werden.
Bei der manuellen Therapie werden Funktionsstörungen des Bewegungsapparates aufgespürt und gezielt behoben. Hierbei kommen spezielle Handgriffe zum Einsatz, die mobilisierend, dehnend, durchblutungsfördernd und entspannend auf körperliche Strukturen wirken. Dazu gehören beispielsweise einfache oder spezielle Massagen wie Stresspunkt- oder Reflexzonenmassage.
Propriozeptives Krafttraining wie Ausdauertraining, Gleichgewichts- und Haltungsschulung (beispielsweise auf einem Luftkissen) sowie Übungen zur Koordination sind klassische bewegungstherapeutische Maßnahmen. Wenn möglich, führt das Tier diese Übungen selbst, also aktiv durch. Ist dies (noch) nicht machbar, wird passiv behandelt, indem beispielsweise die Gliedmaßen durch den Therapeuten durchbewegt werden.
Bei der Dorn-Breuß-Therapie geht es darum, Blockaden und Fehlstellungen an Wirbeln und Gelenken zu lokalisieren und zu beheben. Sie werden als ursächlich für Dysbalancen im gesamten Bewegungsapparat angesehen, die sich auch auf das Nervensystem auswirken und funktionelle Einschränkungen mit sich bringen können. Durch sanfte manuelle Impulse können Blockaden und Verschiebungen behoben werden, was nicht selten zur sofortigen Linderung der Beschwerden führt.
Bei Muskelverspannungen, nicht entzündlichen muskuloskelettalen Erkrankungen wie beispielsweise Arthrose, Schmerzen, Unruhezuständen und Schwäche kann eine Wärmebehandlung mit Wärmeakkus, Infrarotlicht oder wärmenden Bandagen schmerzlindernd, beruhigend und entspannend wirken.
Die Kältetherapie in Form einer milden Kühlung hilft vor allem als Sofortmaßnahme bei Verletzungen wie gerissenen Bändern/Sehnen, Prellungen, Zerrungen oder Verstauchungen. Kälte lindert den Schmerz, wirkt der Schwellung entgegen und kann Entzündungsprozesse eindämmen.
Wärme- und Kältetherapie werden in der Regel begleitend zu einer passiven Bewegung oder manuellen Therapie eingesetzt und dienen dazu, die zu behandelnden Strukturen vorzubereiten.
Bei der transkutanen Nervenstimulation, die man auch als Reizstromtherapie bezeichnet, wird die neuronale Weiterleitung von Schmerz ins Gehirn mit niedrigen elektrischen Frequenzen unterbrochen. Die sanften Stromreize, die zwischen zwei äußerlich aufgeklebten Elektroden über die Haut Nerven stimulieren, dienen vor allem der Schmerzlinderung und Durchblutung, was die Entspannung der Muskeln fördert. Dank der variabel einstellbaren Frequenzstärke können unterschiedliche Schmerzformen behandelt werden (akut, chronisch, subkutan, tiefe Schmerzen). Danach folgt eine manuelle Behandlung und/oder Bewegungstherapie.
Das AmpliMove ist ein Elektrotherapiegerät, das vor allem mit Impulsen im Mittelfrequenzbereich arbeitet und über die reine Nervenstimulation hinaus auf tiefliegende Strukturen wirkt. Es kommt unter anderem bei Wirbelsäulenerkrankungen, Problemen mit Sehnen und Bändern, Myopathien, Arthrosen, Neuropathien, Neuralgien und Lymphödemen zum Einsatz und eignet sich zur Anwendung bei Hunden und Pferden.
Die Low-Level-Laser-Therapie ist eine Behandlung mit gebündeltem Licht niedriger Energieintensität, die auch Photobiomodulation genannt wird. Sie ermöglicht eine positive Beeinflussung physiologischer Prozesse. Im Gegensatz zum chirurgischen Laser entstehen hierbei keine strukturellen Änderungen, sondern es geht um eine sanfte und präzise Stimulation auf biochemischer Ebene. In der Tierphysiotherapie fördert sie die Geweberegeneration, Entzündungshemmung, Muskelentspannung und Schmerzlinderung. Die Low-Level-Laser-Therapie kann aber auch die Wundheilung beschleunigen und bei internistischen Erkrankungen unterstützend wirken.
Wenn die Regulation des Lymphsystems nicht mehr gut funktioniert, kann sich Flüssigkeit im Gewebe ansammeln und zu Schwellungen führen, die Ödeme genannt werden und sehr schmerzhaft sein können. Lymphödeme können nach Verletzungen, Operationen, bei Tumorerkrankungen, langfristigem Bewegungsmangel oder nach großen Anstrengungen bei heißen Außentemperaturen auftreten.
Spezielle Handgriffe tragen zur Entstauung und zum Abtransport der Flüssigkeit bei oder können vorbeugend angewendet werden. Diese sogenannte Lymphdrainage reduziert stauungsbedingte Schmerzen und sorgt für eine Aktivierung des Immunsystems, was die Rekonvaleszenzzeit verkürzt und sich vor allem bei älteren oder geschwächten Tieren positiv auswirkt.
Das kinesiologische Taping ist eine Technik, die die Zugkräfte eines auf die Haut bzw. das Fell aufgeklebten Bandes nutzt, um funktionelle Verbesserungen an Muskeln und Gelenken zu erzielen. Die elastischen und selbstklebenden Tapes gibt es auch für Tiere (in erster Linie Hunde und Pferde) und können auf (kurzem/gekürztem) Fell appliziert werden. Sie führen bei Bewegung zu einer Dehnung der Haut und des Gewebes. Dadurch werden Akupunktur- und Triggerpunkte stimuliert sowie die Durchblutung und der Lymphabfluss verbessert.